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Zwei Wochen zu Hause - wieso hatten wir eigentlich damals ein Büro?

Aktualisiert: 11. Dez. 2020


Als ich vor zwei Wochen den Artikel zu unseren Umzügen in die jeweiligen Home-Offices geschrieben habe, plagten mich schon diverse Gedanken. Wird das funktionieren? 

  • Können sich die Leute zu Hause ausreichend motivieren, um sich vor den Rechner zu setzen und zu arbeiten? 

  • Haben Sie das Umfeld und die Ruhe ihrer Arbeit nachzugehen, ohne dass Sie gestört werden? 

  • Wie geht man mit den zwangsläufigen Blockaden um die entstehen, wenn man nicht quer über den Tisch zum Kollegen eine Frage stellen kann?


Tja, was soll ich sagen.

Wir scherzten darüber den Leuten eine virtuelle Glocke vorzuspielen damit sie den Feierabend einläuten, da sie sonst länger arbeiten als es vielleicht für sie gesund wäre. Wenn meine zweijährige Tochter morgens oder tagsüber in Videokonferenzen „reinplatzt“, sorgt das für allgemeine Heiterkeit und wir sind in der Summe gefühlt produktiv wie eh und je. Manchmal gefühlt sogar produktiver und man fragt sich – wieso hatten wir damals eigentlich nochmal ein Büro?


Ganz so drastisch würde ich es dann doch nicht formulieren, jedoch ehrlich gesagt, bin ich zutiefst beindruckt, wie gut das alles arbeitstechnisch funktioniert. Natürlich ist das nur auf unsere Art der Arbeit und unsere Branche anzuwenden und ich möchte keineswegs in Zeiten da viele unserer Kunden sich fragen, wie es für sie überhaupt zukünftig weitergehen soll, ein Hochfest der Freude über unser Home-Office abfeiern. 


Genau aus diesen Gründen haben wir uns auch dagegen entschieden „Wir sind noch hier“ und „Jetzt im Sonderangebot“ Massen E-Mails zu verschicken. Wir arbeiten so eng mit unseren Kunden zusammen, dass wir individuell fair und kompetent auf jede Situation eingehen. Bei uns wurde noch nie jemand hängen gelassen. Aber genug des Pathos.


Meine persönliche Meinung ist, dass wenn diese aktuelle Situation vorbei ist und wir wieder in die Büros „dürfen“, es durchaus einige Arbeitnehmer geben wird, die sich des Öfteren in das Home-Office zurückziehen möchten - denn es birgt doch einige Vorteile. 


Arbeitsweg, Arbeitszeiten flexibel, Nähe zur Familie/Partner (wenn vorhanden), Konzentration (wenn möglich), Arbeiten auf der Terrasse – denn Home-Office muss nicht immer im tristen Büro sein. Auch wenn ich persönlich in einem Wandschrank neben Bügelbrett und Schrubber sitze – kein Scherz!

Denn wenn diese Situation, in der wir uns alle gerade befinden beruflich eines bewiesen hat, dann dass die Menschen, die immer postuliert haben „Nein, das geht nicht aus dem Home Office“ es schwerer haben werden, dieses in Zukunft zu rechtfertigen. 

Auch wenn viele Arbeitgeber nun das Home Office über den grünen Klee loben – seien sie vorher pro oder contra ebendiesen gewesen – und teilweise überrascht sind, dass man den Mitarbeiter vertrauen kann (zynischer Einwand), gibt es Dinge bei uns und in meinem Berufsfeld, die aus dem Home Office wirklich schwer umsetzbar sind oder nahezu unmöglich.

  • Wie stelle ich neue Mitarbeiter ein, ohne sie jemals getroffen zu haben?

  • Wie promote ich eine neue komplexe Lösung, ohne die Kundenreaktion direkt wahrzunehmen? Da hilft leider keine Webcam; falls der Kunde überhaupt eine nutzt. 

  • Und wie erfahre ich den neusten Klatsch und Tratsch, den ich sonst beim Mittagessen erzählt bekommen habe?

Auch wenn ich den nicht verhandelbaren Entschluss meiner Tochter, dass nun das Essen auf dem Tisch steht und ich sofort aus der Videokonferenz mit dem Kunden raus muss, genieße, freue ich mich auf meine Kollegen und den Tag, an dem wir wieder wie die Sardinen gepackt in unserer viel zu kleinen Küchen in Bickenbach sitzen.

Haltet die Ohren steif! Ich bin froh, dass ich mein Team habe.  

Wir sehen diese Zeit als Herausforderung und Möglichkeit Prozesse zu hinterfragen, anstatt den Kopf in den Sand zu stecken und zu hoffen, dass es bald vorbei ist.



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